Risikobericht

  • Die Gesamtrisikosituation ist unverändert begrenzt.
  • Wir verfügen über ein wirksames Risikomanagementsystem.

Risikomanagementsystem

Risiko ist im vorliegenden Bericht als mögliche künftige Entwicklung bzw. mögliches künftiges Ereignis definiert, das unsere Geschäftslage wesentlich beeinflussen und zu einer negativen Ziel- bzw. Prognoseabweichung führen könnte. Damit fallen jene Risikoausprägungen, die wir bereits in unserer finanziellen Planung bzw. im Konzernabschluss zum 31. Dezember 2015 berücksichtigt haben, nicht unter diese Definition und werden folglich in vorliegendem Risikobericht nicht erläutert.

Die ProSiebenSat.1 Group hat ein systematisches Risikomanagementsystem etabliert. Es ist auf die speziellen Gegebenheiten des Konzerns ausgerichtet und berücksichtigt alle Tätigkeiten, Produkte, Prozesse, Abteilungen, Beteiligungen und Tochtergesellschaften, die Auswirkungen auf die Geschäftsentwicklung unseres Unternehmens haben könnten. Die neuen Unternehmenseinheiten werden systematisch in das Risikomanagementsystem eingebunden.

Das Risikomanagement gliedert sich in folgende Prozessschritte:

  • Identifikation: Grundlage ist die Identifikation der wesentlichen Risiken über einen Soll-Ist-Vergleich. Verantwortlich hierfür sind die dezentralen Risikomanager. Sie orientieren sich dazu an Frühwarnindikatoren, die für relevante Sachverhalte bzw. Kennzahlen definiert wurden.
  • Bewertung: Die Bewertung der relevanten Risiken erfolgt auf Basis einer Matrix: Dazu werden die Sachverhalte zum einen nach ihrer Eintrittswahrscheinlichkeit auf einer Fünf-Stufen-Prozentskala kategorisiert. Zum anderen wird der Grad ihrer möglichen finanziellen Auswirkung beurteilt; die finanziellen Äquivalente gliedern sich ebenfalls in fünf Stufen. Ziel ist es, die Risikopotenziale nach ihrer relativen Bedeutung als „hoch“, „mittel“ oder „gering“ zu klassifizieren. Diese Risiko-Matrix stellt sich vereinfacht wie folgt dar:

Risikoklassifizierung

Risikoklassifizierung (Grafik)Risikoklassifizierung (Grafik)

Neben der Klassifizierung ist die Analyse von Ursachen und Wechselwirkungen Teil der Risikobeurteilung. Maßnahmen zur Gegensteuerung bzw. Risikominimierung fließen in die Quantifizierung ein (Netto-Betrachtung). Um ein möglichst präzises Bild der Risikolage zu erhalten, werden Chancen hingegen nicht berücksichtigt. Wir erfassen diese in der Planungsrechnung.

  • Steuerung: Die Risikosteuerung hat das Ziel, über geeignete Maßnahmen die Eintrittswahrscheinlichkeit von Verlustpotenzialen zu verringern und mögliche Einbußen zu begrenzen bzw. zu mindern. Gegenmaßnahmen werden entwickelt und eingeleitet, sobald ein Indikator eine bestimmte Toleranzgrenze erreicht.
    Die Risikokontrolle komplettiert diesen Prozessschritt: Dazu werden die definierten Maßnahmen und Risiken dokumentiert und im Rahmen unterjähriger Berichte verfolgt.

Risikomanagementprozess im Ablauf

Risikomanagementprozess im Ablauf (Grafik)Risikomanagementprozess im Ablauf (Grafik)

Grundvoraussetzung für den konzernweit sicheren Umgang mit Risiken sind klare Entscheidungsstrukturen, einheitliche Richtlinien und methodisches Vorgehen. Zugleich müssen Abläufe und Organisationsstrukturen so flexibel gestaltet sein, dass wir jederzeit angemessen auf neue Situationen reagieren können. Daher erfolgt die regelmäßige Klassifikation der Risiken dezentral und somit direkt in den verschiedenen Unternehmenseinheiten:

  • Dezentrale Risikomanager: Die Risikomanager erfassen die Risiken aus ihrem jeweiligen Verantwortungsbereich nach der beschriebenen, konzernweit einheitlichen Systematik. Sie dokumentieren ihre Ergebnisse quartalsweise in einer IT-Datenbank.
  • Group Risk and Compliance Officer: Der Group Risk and Compliance Officer berichtet die in der Datenbank gemeldeten Risiken quartalsweise an den Vorstand und den Aufsichtsrat. Kurzfristig auftretende relevante Risiken werden unverzüglich gemeldet. Vorstand bzw. Aufsichtsrat erhalten auf diesem Weg frühzeitig und regelmäßig alle entscheidungsrelevanten Analysen und Daten, um proaktiv reagieren zu können.
    Das Risk and Compliance Office unterstützt die verschiedenen Unternehmensbereiche nicht nur bei der Risikofrüherkennung. Durch Schulungen der dezentralen Risikomanager und eine kontinuierliche Prüfung des Risikokonsolidierungskreises stellt das Ressort auch die Effektivität und Aktualität des Systems sicher.
    Darüber hinaus prüft der Bereich Internal Audit regelmäßig die Qualität und Ordnungsmäßigkeit des Risikomanagementsystems. Die Ergebnisse werden direkt an den Finanzvorstand des Konzerns berichtet.

Risikomanagementsystem

Risikomanagementsystem (Grafik)Risikomanagementsystem (Grafik)

Die Prüfung des Risikomanagementsystems hat auch im Jahr 2015 zu einem positiven Ergebnis geführt; das System selbst hat sich im abgelaufenen Geschäftsjahr nicht verändert. Grundlage für die Prüfung ist das sogenannte Risikomanagementhandbuch. Dieses fasst unternehmensspezifische Grundsätze zusammen und reflektiert den international anerkannten COSO-Standard für unternehmensweites Risikomanagement und interne Kontrollsysteme (Committee of Sponsoring Organizations of the Treadway Commission).

Entwicklung der Risiko-Cluster

Risikokategorien und Gesamtrisikolage

Unsere Gesamtrisikolage ist nach wie vor begrenzt. Sie ist im Vergleich zum Vorjahr weitgehend unverändert, wenngleich sich die einzelnen Risiko-Cluster gegenüber dem 31. Dezember 2014 teilweise leicht erhöht oder verringert haben:

Entwicklung der Risiko-Cluster und der Gesamtrisikolage zum 31. Dezember 2015

Entwicklung der Risiko-Cluster und der Gesamtrisikolage zum 31. Dezember 2015 (Grafik)Entwicklung der Risiko-Cluster und der Gesamtrisikolage zum 31. Dezember 2015 (Grafik)

Die Einschätzung der Gesamtrisikosituation ist das Ergebnis der konsolidierten Betrachtung der Hauptrisiko-Cluster des Konzerns — den „Operativen Risiken“, den „Finanzwirtschaftlichen Risiken“, den „Compliance Risiken“ und den „Sonstigen Risiken“. Aufgrund ihrer thematischen Diversität unterteilen wir die Operativen Risiken zusätzlich in Externe Risiken, Vertriebsrisiken, Content-Risiken, Technologische Risiken, Personalrisiken und Investitionsrisiken. Die Hauptrisiko-Cluster setzen sich wiederum aus verschiedenen Einzelrisiken zusammen.

Zur Beurteilung der Gesamtrisikolage klassifizieren wir zunächst alle Einzelrisiken im Rahmen des vierteljährlichen Bewertungsprozesses und aggregieren sie in Cluster. Grundlage ist die zuvor beschriebe Matrix. Die Cluster werden wiederum entsprechend ihrer Bedeutung für den Konzern gewichtet. Um die Verständlichkeit zu fördern, werden auf den folgenden Seiten die verschiedenen Einzelrisiken beschrieben und ihre Kategorisierung erläutert. Dies sind nicht notwendigerweise die einzigen Risiken, denen der Konzern ausgesetzt ist. Weitere Risiken, die unsere Geschäftstätigkeit beeinflussen könnten, sind uns derzeit jedoch nicht bekannt oder wir schätzen diese als nicht wesentlich ein.

Operative Risiken

Operative Risiken

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Auswirkungs­grad

 

Eintritts­wahrschein­lichkeit

 

Risiko­bedeutung

 

Veränderung gegenüber dem Vorjahr

Unsere Erfahrungen im Mediensektor, klare Organisationsstrukturen und qualifizierte Mitarbeiter ermöglichen den angemessenen Umgang mit operativen Risiken und die Umsetzung von wirksamen Maßnahmen zu ihrer Reduzierung. Den operativen Herausforderungen begegnen wir unter anderem mit systematischer Effizienzkontrolle oder fortlaufender Markt- und Wettbewerbsanalyse. Zudem optimieren wir unser Risikoprofil, indem wir durch konsequente Investitionen in Wachstumsbereiche unsere Abhängigkeit von einzelnen Märkten reduzieren und zugleich die Digitalisierung als Wachstumschance für unser TV- und Online-Geschäft nutzen.

EXTERNE RISIKEN

 

 

 

 

 

 

 

 

Makroökonomische Risiken

 

erheblich

 

möglich

 

mittel

 

unverändert

Allgemeine Branchenrisiken (Mediennutzungsverhalten)

 

wesentlich

 

unwahrscheinlich

 

mittel

 

unverändert

VERTRIEBSRISIKEN

 

 

 

 

 

 

 

 

Medienkonvergenz

 

erheblich

 

möglich

 

mittel

 

unverändert

Vermarktung von Werbezeiten

 

wesentlich

 

unwahrscheinlich

 

mittel

 

unverändert

Online-Werbung (Werbeblocker)

 

erheblich

 

möglich

 

mittel

 

unverändert

Zuschauermarktanteile

 

erheblich

 

unwahrscheinlich

 

mittel

 

unverändert

CONTENT RISIKEN

 

 

 

 

 

 

 

 

Lizenzeinkauf

 

moderat

 

sehr unwahrscheinlich

 

gering

 

unverändert

Auftrags- und Eigenproduktionen

 

moderat

 

unwahrscheinlich

 

gering

 

unverändert

TECHNOLOGISCHE RISIKEN

 

 

 

 

 

 

 

 

Sendetechnik und Studiobetrieb

 

gering

 

unwahrscheinlich

 

gering

 

unverändert

IT-Risiken

 

gering

 

unwahrscheinlich

 

gering

 

unverändert

PERSONALRISIKEN

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

moderat

 

unwahrscheinlich

 

gering

 

unverändert

INVESTITIONSRISIKEN

 

 

 

 

 

 

 

 

Risiken aus Mehrheitsbeteiligungen

 

moderat

 

unwahrscheinlich

 

gering

 

neu

Risiken aus Minderheitsbeteiligungen

 

moderat

 

unwahrscheinlich

 

gering

 

neu

Externe Risiken

Die Entwicklung im deutschen TV-Werbemarkt stellt unsere wichtigste Planungsprämisse dar. Neben dem Konjunkturwachstum beziehen wir branchenspezifische Daten wie die Reichweitenstärke von TV in unsere wirtschaftlichen Überlegungen ein.

Makroökonomische Risiken. ProSiebenSat.1 analysiert die Konjunktur- und Marktentwicklungen kontinuierlich und bewertet diese systematisch im Rahmen des Risikomanagements. Die Vertragsvereinbarungen mit unseren Werbekunden sind zudem eine wichtige Indikation für die Budget-Planung und Risikobewertung.

Die Wachstumsprognosen der Branchenexperten für den deutschen Netto-TV-Werbemarkt sind optimistisch. Dies gilt auch für Online-Werbung; wobei vor allem InStream-Videos weiter deutlich steigen werden. Auch wir rechnen mit einem günstigen Branchenumfeld und stützen unsere Annahme zum einen auf die strukturelle Veränderung des deutschen Werbemarkts: TV und Online gewinnen im Zuge der Digitalisierung Marktanteile, während Print-Anzeigen an Relevanz verlieren. Zum anderen entwickelt sich die Binnenkonjunktur insgesamt positiv. Parallel dazu dürften die Werbeinvestitionen im Hauptabsatzmarkt Deutschland steigen.

Konjunkturprognosen sind jedoch naturgemäß mit gewissen Unsicherheiten verbunden und könnten sich je nach Ausmaß auch auf die Werbebudgets auswirken. Außerdem beeinflussen die branchentypische Kurzfristigkeit und Saisonalität der Budgetvergabe die Planungssicherheit. Wir haben die Risikobedeutung daher im Vergleich zum Vorjahr 2014 nicht verändert und bewerten diese Kategorie weiterhin als mittleres Risiko. Erhebliche negative Folgen aus den konjunkturellen Rahmenbedingungen stufen wir unverändert als möglich ein.

ProSiebenSat.1 verfolgt eine duale Wachstumsstrategie und diversifiziert ihr Risikoprofil in allen Segmenten. Im konjunktursensitiven TV-Segment ist die Erschließung neuer Zielgruppen ein zentraler Baustein. Mit sixx ist es etwa gelungen, die für die Werbewirtschaft interessante weibliche Zielgruppe adäquat zu adressieren und dadurch zusätzliche Werbebudgets freizusetzen. Gleichzeitig können kurzfristige Marktanteilschwächen über das Multi-Channel-Portfolio mit seiner komplementären Senderpositionierung ausgeglichen und auf Gruppenebene kompensiert werden. Zudem investieren wir konsequent in neue Wachstumsmärkte wie die HD-Distribution und damit auch im Segment Broadcasting German-speaking in Geschäftsfelder, die sich unabhängig von Werbeeinnahmen refinanzieren. 2015 erzielte der Konzern bereits 39,5 Prozent seiner Erlöse außerhalb des TV-Werbegeschäfts. Mittelfristig streben wir eine harmonische Umsatzverteilung an; 50 Prozent des Umsatzes sollen dann noch aus dem Verkauf von TV-Werbezeiten stammen.

Allgemeine Branchenrisiken (Mediennutzungsverhalten). Die Digitalisierung beschleunigt den technologischen Wandel weltweit und in nahezu allen Industrien. Auch die Mediennutzung verändert sich: Durch die Digitalisierung sind die heutigen Übertragungswege für Videoinhalte weitaus vielfältiger als noch vor einigen Jahren und bieten dem Zuschauer eine Reihe an zusätzlichen Nutzungsmöglichkeiten wie zeitversetztes Fernsehen oder Video-on-Demand (VoD) (VoD). Diese Angebote ermöglichen es unter anderem, Filme zur individuell gewünschten Zeit oder mobil abrufen zu können. Zudem kann der Zuschauer auch unabhängig vom Rundfunksignal, etwa online via Apps, das aktuell gesendete TV-Programm auf Tablets oder Smartphones live und ortsungebunden verfolgen. Auf die neuen Nutzungsformen entfällt jedoch insgesamt nur ein geringer Anteil: 96 Prozent des TV-Konsums der über 14-Jährigen erfolgt in Deutschland nach wie vor durch Live-Nutzung zum Zeitpunkt der Ausstrahlung.

Insgesamt vollzieht sich der digitale Wandel in Deutschland langsamer als in anderen Ländern und folgt eigenen Mustern. Ein Strukturmerkmal des deutschen Marktes ist das breite Angebot im werbefinanzierten Free-TV: Im Unterschied zu den USA oder den skandinavischen Ländern kann in Deutschland der Großteil der Sender frei empfangen werden, ihre Programmqualität ist hoch. Dies spiegelt die Anzahl der Pay-TV- und VoD-Abonnements wider. Während in Deutschland aktuell nur 20 Prozent der Zuschauer kostenpflichtige Pay-TV-Programme abonnieren, sind es in den USA rund 85 Prozent der Haushalte. VoD-Angebote nutzen in Deutschland sieben Prozent der Haushalte, in den USA sind es ca. 45 Prozent. In den skandinavischen Ländern ist die Bereitschaft, für Zusatzangebote zu bezahlen, noch höher; die Marktdurchdringung von Pay-TV liegt bei 86 bis 96 Prozent.

Fernsehen ist das wichtigste Breitenmedium in Deutschland; die monatliche Netto-Reichweite entwickelt sich auf hohem Niveau stabil. So sahen 2015 an einem durchschnittlichen Tag 50 Mio Zuschauer in der Altersgruppe ab drei Jahren fern. Zugleich gehen wir davon aus, dass die Bewegtbild-Nutzung insgesamt weiter deutlich zunehmen wird. Ein Grund für diese Entwicklung ist die steigende Verfügbarkeit von schnelleren und kostengünstigeren mobilen Internetverbindungen, die eine einfache Nutzung von TV-Inhalten auf Smartphones oder Tablets fördern wird. Zusätzlich werden TV-Inhalte über die Catch-Up-Angebote der Sender verbreitet, sodass wir für die Nutzung der TV-Inhalte über alle Plattformen und Verbreitungswege hinweg eine Dauer von insgesamt 257 Minuten bei Zuschauern zwischen 14 und 49 Jahren für 2020 prognostizieren. 2015 lag der Wert bei 216 Minuten. Davon entfielen 176 Minuten auf klassisches Fernsehen vor dem TV-Gerät.

Die Grundfunktion von TV ist ungebrochen: Laut Media Activity Guide bevorzugt die Mehrheit der Deutschen Fernsehen im sogenannten „Lean-back-Modus“; so möchten 70 Prozent der Befragten sich beim Fernsehen zurücklehnen und entspannen. Wie schon 2012 steht daher auch heute in 95 Prozent der deutschen Haushalte zumindest ein TV-Gerät. Die Anzahl der Geräte ist damit konstant hoch. Die Geräte selbst entwickeln sich jedoch durch technische Innovationen wie die Empfangsmöglichkeit von Fernsehen in hochauflösender HD-Qualität sowie großflächigeren Bildschirmen weiter — und gewinnen an Qualität. Alltäglich sind zudem Nutzungsmuster wie der Parallelkonsum von TV und Internet; etwa 45 Prozent der 14- bis 49-Jährigen surfen häufig mit dem Smartphone vor dem TV im Internet. Diese Marktdaten und Forschungsergebnisse zeigen: Mobile Devices gehören zum Medienalltag, sie ersetzen aber nicht das TV-Gerät. Sie dienen vielmehr als sogenannte Second Screens und erfüllen Zusatzfunktionen wie die Online-Suche oder die Kommunikation über Social-Media-Kanäle. Diese Form der parallelen Mediennutzung beeinflusst auch die Werbewirtschaft, wobei von dem Zusammenspiel von TV und Internet vor allem E-Commerce-Unternehmen profitieren und die Werbewirkung von TV in Deutschland weiter steigt.

Vor diesem Hintergrund ist ProSiebenSat.1 sehr gut positioniert, die digitale Entwicklung als Wachstumschance zu nutzen: Das Unternehmen ist Marktführer im deutschen Zuschauermarkt in der werberelevanten Zielgruppe der 14- bis 49-jährigen Zuschauer und offeriert zusätzlich zu Free-TV-Angeboten in SD-Qualität seine Sender in HD. Parallel dazu hat ProSiebenSat.1 frühzeitig ein digitales Entertainment-Angebot entwickelt und bedient mit dem Online-Video-Portal maxdome oder der 7TV-App neue Mediennutzungsgewohnheiten. Schon heute erreichen wir über digitale Services mehr als 30 Mio Nutzer. Im Umkehrschluss erachten wir wesentliche Risiken aus einer Veränderung der Mediennutzung nach wie vor als unwahrscheinlich. Im Falle einer grundlegenden Veränderung können wir jedoch wesentliche finanzielle Auswirkungen auf unser Kerngeschäft und damit die gesamte Gruppe nicht vollständig ausschließen. Wir stufen diesen Sachverhalt daher insgesamt als mittleres Risiko ein.

Vertriebsrisiken

Medienkonvergenz. Keine andere Technologie konnte sich in einer Zeitspanne von nur drei Jahren so rasant verbreiten wie Smartphones und Tablets. 2012 waren diese Geräte noch ein Nischenprodukt in Deutschland, heute sind sie praktisch allgegenwärtig. Diese Entwicklung spiegelt den Wunsch der Nutzer wider, Medien überall und vor allem unterwegs nutzen zu können. Dabei lösen sich die einst festen Verbindungen von Inhalt und Endgeräten ein Stück weit, ihre Gattungsgrenzen verwischen: Radio wird heute auch via Internet empfangen, Zeitungen werden vielfach online gelesen. Das bedeutet: Die Digitalisierung fördert die Konvergenz der Medien, gleiche Inhalte werden nun über verschiedene Kanäle auf unterschiedlichen Geräten genutzt. Breitband-Internetanschlüsse mit schneller Datenübertragung treiben diese Entwicklung voran.

Angesichts der wachsenden Anzahl an Endgeräten und damit einhergehend digitaler Medienangebote wird die künftige Relevanz des klassischen Fernsehens immer wieder hinterfragt. Die aktuellen Forschungsergebnisse des Media Activity Guide, einer umfassenden von forsa im Auftrag des ProSiebenSat.1-Werbezeitenvermarkters SevenOne Media durchgeführten Studie, zeichnen jedoch erneut ein gegenteiliges Bild für Deutschland: Neue Formen der Bewegtbild-Nutzung ergänzen Fernsehen, anstatt es zu substituieren. Unterhaltungsgeräte wie Smartphones und Tablets werden demnach zusätzlich zum TV-Gerät genutzt. Auch die Parallelnutzung wirkt sich nicht negativ auf lineares Fernsehen aus: Fast alle 14- bis 49-Jährigen nutzen mehr als ein Bildschirm-Medium (96 Prozent). Personen, die mehrere Screens nutzen, sind aber nicht nur online-affiner. Sie sind auch stärker am Fernsehen interessiert und sehen täglich 193 Minuten fern. Dies sind drei Minuten mehr als der Durchschnitt in ihrer Altersgruppe. Dabei werden die zusätzlich verfügbaren Bildschirme auch dazu verwendet, TV-Programme ohne Fernsehgeräte zu verfolgen. Bei den Zuschauern ab 14 Jahren entfallen etwa vier Prozent der TV-Nutzung auf neue Empfangsmöglichkeiten wie Live Streams oder TV-Sticks an PC oder Laptop (Vorjahr: ebenfalls rund vier Prozent).

Die hohe Marktdurchdringung von konvergenten Endgeräten birgt für ProSiebenSat.1 dennoch Risiken: So könnten TV und Online nicht nur komplementär genutzt werden und der Konsum von Bewegtbild-Inhalten auf immer neuen Multimedia Devices insgesamt steigen. Die Konvergenz könnte in der Zukunft auch zu einer rückläufigen TV-Nutzung führen. Dies könnte sich wiederum negativ auf die Investitionsbereitschaft von Werbekunden auswirken und damit das Preisniveau von TV-Werbung beeinflussen.

Obwohl wir derzeit keine Substitution beobachten, schätzen wir den Eintritt dieses Risikos als möglich ein. Erhebliche Auswirkungen auf unsere Umsatz- respektive Ergebnisentwicklung können wir daher nicht ausschließen und bewerten Verlustpotenziale aus der Konvergenz der Medien unverändert als mittleres Risiko. Aus diesem Grund werden wir auch in Zukunft sowohl in den Ausbau unseres TV- als auch unseres Digitalgeschäfts investieren und Wachstumsmöglichkeiten aus der Vernetzung beider Geschäftsfelder nutzen.

Vermarktung von Werbezeiten. Die ProSiebenSat.1 Group hat 2015 ihre führende Stellung im deutschen TV-Werbemarkt ausgebaut und ihre Preise für Werbeflächen erneut moderat gesteigert. Unser Kundenstamm setzt sich aus Unternehmen der unterschiedlichsten Branchen zusammen. Dieses diversifizierte Portfolio trägt dazu bei, Investitionsrückgänge in einzelnen Sektoren zu kompensieren. Zudem baut die ProSiebenSat.1 Group konsequent ihr Neukundengeschäft aus. Neue Sender und Geschäftsmodelle wie die Vermarktung von freien TV-Werbeflächen nach dem Prinzip Media-for-Revenue-Share und Media-for-Equity sind in diesem Zusammenhang wichtige Wachstumsmaßnahmen. Auf diese Weise setzt das Unternehmen zusätzliche Werbebudgets frei und nutzt zugleich eigene Programm- und Werbekapazitäten effizient. Ziel ist es, den Anteil von TV-Werbung am gesamten Werbemarkt mittelfristig zu erhöhen.

Werbeverträge schließen wir in der weit überwiegenden Zahl der Fälle nicht direkt mit den werbetreibenden Unternehmen ab. Als Intermediär fungieren vielmehr die Mediaagenturen, die dabei unmittelbare Vertragspartner unserer Vermarktungsgesellschaft SevenOne Media GmbH werden. Der Markt für TV-Werbezeiten ist dabei sowohl auf der Nachfrage- als auch auf der Angebotsseite durch konzentrierte Strukturen gekennzeichnet. Auf der Nachfrageseite existieren im Wesentlichen sieben große Verbünde aus Mediaagenturen, die sich in der Regel wiederum aus einer Vielzahl kleinerer Agenturen zusammensetzen. Diesen stehen auf der Angebotsseite vor allem die beiden privatrechtlichen Sendergruppen ProSiebenSat.1 und RTL sowie die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender gegenüber. Vor diesem Hintergrund sowie der hohen Attraktivität des Fernsehens und seiner Relevanz als Leitmedium im Media-Mix ergibt sich aus dem formal auf wenige Agenturen konzentrierten Geschäftsverhältnis kein nennenswertes wirtschaftliches Risiko. Ebenso haben wir aufgrund der beschriebenen Verbundstruktur der Agenturen sowie der kurzen Rechnungszyklen von maximal einem Monat keine wesentlichen Ausfall- oder Liquiditätsrisiken identifiziert.

Sollten sich Werbebudgets rückläufig entwickeln, das Preisniveau bei der Werbezeitenvermarktung sinken oder Kunden ausfallen, könnte dies wesentliche Folgen für die Umsatz- und Ergebnisentwicklung des Konzerns haben. Wir beobachten eine weiter steigende Wettbewerbsintensität im deutschen Werbemarkt, stufen Risiken aus der Vermarktung unserer TV-Werbezeiten jedoch nach wie vor als mittleres Risiko ein. Ihren Eintritt erachten wir für unwahrscheinlich. Unabhängig davon identifizieren und analysieren wir das Wettbewerbsumfeld sowie unsere Werbeerlöse und Werbemarktanteile regelmäßig, um mögliche Verlustpotenziale frühzeitig zu erkennen. Durch den Vergleich von Ist- und Planwerten mit den entsprechenden Vorjahreswerten können Budgetabweichungen erkannt und Gegenmaßnahmen wie Kostenanpassungen oder Änderungen in der Programmplanung und Preispolitik auch kurzfristig umgesetzt werden.

Online-Werbung: Werbeblocker. Im Bereich der Vermarktung von Online-Werbung stellen Werbeblocker ein Vertriebsrisiko dar. Diese als sogenannte „Plug-ins“ — d. h. Zusatzprogramme — für die Browser und inzwischen auch als „Apps“ für mobile Endgeräte angebotenen Programme verhindern die Ausspielung von Werbung. Um dieses Risiko zu begrenzen, hat ProSiebenSat.1 verschiedene Maßnahmen ergriffen: Das Unternehmen hat technische Mittel eingeführt, die Werbeblocker wirksam unterbinden können. Parallel dazu sensibilisieren wir mit Aufklärungskampagnen unsere Nutzer; ein Beispiel hierfür war Stromberg-AdUcate. Darüber hinaus hat ProSiebenSat.1 Unterlassungsklage gegen den in Deutschland am weitesten verbreiteten Werbeblocker (AdBlock Plus) eingereicht; das Verfahren wird derzeit beim OLG München geführt. Eine weitere Verbreitung der Werbeblocker bleibt allerdings möglich; dies könnte sich erheblich auf den Erfolg des Online-Werbegeschäfts auswirken. Insgesamt stufen wir dieses Risiko für die ProSiebenSat.1 Group als mittleres Risiko ein.

Zuschauermarktanteile. Die deutsche TV-Familie schloss das Jahr mit 29,5 Prozent ab; dies markiert ein Plus von 0,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr und zugleich den besten Zuschauermarktanteil im Kernmarkt seit zehn Jahren. Zuschauermarktanteile sind eine wichtige Kennzahl zur Steuerung des Konzerns und zugleich ein Schlüsselindikator der Risikofrüherkennung: Sie spiegeln zum einen wider, ob ein Programmangebot dem Publikumsgeschmack entspricht. Damit messen sie die Attraktivität von Sendungen und indizieren deren Rentabilität. Zum anderen dokumentieren sie die Reichweite eines Werbespots und sind somit Leistungsnachweis für unsere Werbekunden. Zuschauerreichweiten sind Teil der Preisgestaltung und können daher auch Vertriebsrisiken bergen.

Die Marktanteilsentwicklung wird engmaschig kontrolliert und auf Grundlage von Daten der Arbeitsgemeinschaft Fernsehforschung (AGF) täglich ausgewertet. Dadurch sind wir in der Lage, den Erfolg unserer Formate zu messen und bei Bedarf jederzeit gegenzusteuern. Zusätzlich zu quantitativen Auswertungen stellen qualitative Studien ein wichtiges Kontrollinstrument dar. Die ProSiebenSat.1-Programmforschung arbeitet eng mit verschiedenen Instituten zusammen. Diese führen im Auftrag von ProSiebenSat.1 regelmäßig Telefon- und Online-Interviews oder Gruppendiskussionen mit Zuschauern in Deutschland durch. Auf diese Weise erhalten die Sender ein unmittelbares Feedback von ihrem Publikum und können ihre Programme kontinuierlich optimieren und weiterentwickeln.

Auf Grundlage dieser fortlaufenden Marktanalysen hat die ProSiebenSat.1 Group in den letzten Jahren Talente aufgebaut, die bei jungen Zuschauern beliebt und erfolgreich sind. Parallel dazu hat der Konzern ein Senderportfolio aus komplementär positionierten TV-Sendern etabliert, die verschiedene Kernzielgruppen ansprechen und über ein spezifisches Programmprofil verfügen. Mögliche Marktanteilschwächen bei einzelnen TV-Sendern können so untereinander kompensiert werden. In den vergangenen Monaten haben die jüngeren ProSiebenSat.1-Sender wie SAT.1 Gold oder ProSieben MAXX sowohl ihre technische Reichweite als auch ihre Zuschauermarktanteile kontinuierlich gesteigert. Zugleich entwickeln sich die großen Sender insgesamt stabil. ProSieben etwa ist Marktführer in seiner Relevanzzielgruppe. Mit Shows wie „The Voice of Germany“ oder „Circus HalliGalli“ setzt der Sender Maßstäbe und wandelt sich zum Vorreiter in der deutschen Programmlandschaft. Es ist davon auszugehen, dass etablierte Sendermarken wie ProSieben oder SAT.1 aufgrund ihrer Bekanntheit und ihres Images auch in Zukunft den Markt prägen werden. Die Fragmentierung der vergangenen Jahre war besonders durch die Möglichkeiten der digitalen Distribution stark getrieben. Inzwischen beobachten wir Anzeichen für eine Abnahme der Fragmentierung.

Aufgrund dieser Entwicklungen erachten wir den Eintritt des Risikos als unwahrscheinlich. Grundsätzlich könnte ein deutlicher Rückgang der Zuschauermarktanteile jedoch erhebliche Auswirkungen auf unsere Umsatz- und Ergebnisentwicklung haben. Wir stufen dieses Risiko daher weiterhin als mittleres Risiko ein.

Content–Risiken

Die Content-spezifischen Risiken werden insgesamt als gering kategorisiert. Die ProSiebenSat.1 Group verfügt über ein umfangreiches Rechteportfolio, da der Konzern mit mehr als 100 renommierten Lizenzgebern eng zusammenarbeitet. Zugleich wächst Red Arrow dynamisch und hat sein Portfolio im angloamerikanischen Raum wie geplant erweitert. Ziel ist ein ausgewogenes Verhältnis aus Lizenzprogrammen und lokalen Produktionen.

Lizenzeinkauf. Exklusivität und Neuartigkeit sind Qualitätsmerkmale von interessanten Programmformaten. Die ProSiebenSat.1 Group schützt daher durch Exklusiv-Vereinbarungen im Sinne von vertraglichen Sperrfristen (Hold-Back-Klauseln) ihre Rechte gegenüber anderen Lizenznehmern und Programmverwertungsformen. Um frühzeitig über Trends und neue Produktionen informiert zu sein, steht unser Einkauf zudem in ständigem Austausch mit internationalen und nationalen Lizenzgebern. Künftige Risiken aus dem Lizenzeinkauf können wir dennoch nicht vollständig ausschließen, erachten diese derzeit aber für sehr unwahrscheinlich. Sollten sich die Risiken realisieren, wären moderate Auswirkungen auf unsere Ergebnisentwicklung denkbar. Insgesamt bewerten wir dies als geringes Risiko. Unsere Einschätzung stützen wir auf folgende Sachverhalte:

Beim Erwerb von Programmlizenzen ist die ProSiebenSat.1 Group Währungsrisiken ausgesetzt, da sie einen großen Teil ihrer Spielfilme und Serien von den großen US-Studios bezieht. Der Konzern begrenzt dieses Risiko durch derivative Finanzinstrumente.

Neben Wechselkursänderungen könnten Preissteigerungen den Lizenzeinkauf und damit unsere Geschäftsentwicklung beeinflussen. Das Unternehmen steht auf dem Beschaffungsmarkt in Konkurrenz zu anderen Akteuren, darunter auch finanzstarke internationale Wettbewerber mit eigenen VoD-Plattformen und Sitz in den USA. Die ProSiebenSat.1 Group verfügt jedoch über einen diversifizierten Lieferantenstamm und hat Verträge mit nahezu allen großen US-Studios. Neben engen Geschäftsbeziehungen mit den Lizenzgebern sichert ein hohes Einkaufsvolumen die gute Verhandlungsposition des Konzerns um exklusive Programme zu attraktiven Konditionen. Darüber hinaus werden die Programmverträge oftmals bereits einige Jahre vor Produktion und Ausstrahlung abgeschlossen. Dies garantiert unsere Programmversorgung langfristig. Dennoch könnte sich der Wettbewerb um attraktive Inhalte infolge einer wachsenden Konkurrenz durch internationale Marktteilnehmer sowie neue digitale Angebote weiter intensivieren. Hinzu kommt, dass vor allem für die kleinen TV-Sender immer häufiger Einzelkäufe notwendig sind, da ihr Programm sehr zielgruppenspezifisch ausgerichtet ist.

Zudem hat der frühzeitige Abschluss von Programmverträgen nicht nur Vorteile. Er birgt ein gewisses Risikopotenzial hinsichtlich zukünftiger Programmformate, falls deren Qualität und Erfolg nicht wie erwartet eintrifft. In diesem Fall wäre es notwendig, in zusätzliches Programm zu investieren. Zur proaktiven Risikominimierung treffen wir langfristige Programmvereinbarungen daher ausschließlich mit Filmstudios bzw. Produktionsgesellschaften, die eine entsprechende Erfolgshistorie und Reputation aufweisen. Auch im Blick auf den aktuell hohen Anteil an US-Programmen auf unseren Free-TV-Sendern haben wir allenfalls ein geringes Verlustpotenzial identifiziert. US-Formate wie „Navy CIS“ oder „The Big Bang Theory“ weisen eine große Popularität auf und erzielen auch in Deutschland hohe Zuschauermarktanteile.

Auftrags- und Eigenproduktionen (lokale Produktionen). Auftrags- und Eigenproduktionen werden speziell für einzelne Sender konzipiert und schärfen somit den Wiedererkennungswert eines Senders. Aufgrund von zum Teil fehlenden Referenzwerten wie Zuschauerquoten sind die Erfolgschancen von lokalen Formaten jedoch tendenziell ungewisser als bei Lizenzformaten, die bereits in anderen Ländern oder im Kino erfolgreich waren. Die ProSiebenSat.1 Group achtet daher auf ein individuelles, insgesamt aber ausgewogenes Verhältnis von Lizenzprogrammen einerseits sowie Auftrags- und Eigenproduktionen andererseits.

Um die Attraktivität von eigenproduzierten Formaten so zuverlässig wie möglich einschätzen zu können, betreibt ProSiebenSat.1 intensive Marktanalyse. So begleiten Forscher mit unterschiedlichsten Methoden die Entwicklung neuer Programmformate, zum Teil bereits in der Konzept- oder Drehbuchphase. Ein häufig angewendetes Instrument sind sogenannte Real-Time-Response-Tests (RTR). Sie kommen dann zum Einsatz, wenn es bereits erste Sequenzen oder eine Pilotfolge zu neuen TV-Formaten gibt. Bei Programmvorführungen dokumentieren Testpersonen mithilfe einer Art Fernbedienung ihre Stimmungen und Empfindungen sekundengenau und in Echtzeit. Eine weitere Maßnahme zur Risikobegrenzung stellt der interne Format-Management-Prozess dar. Hierbei durchläuft ein Programm von der Entwicklung bis zur Umsetzung mehrere Freigabestufen zur Qualitäts- und Erfolgssicherung.

Obwohl wir den Eintritt von Risiken in Zusammenhang mit lokalen Produktionen als unwahrscheinlich ansehen, können wir moderate negative Auswirkungen auf unsere Umsatz- und Ergebnisentwicklung nicht vollständig ausschließen. Wir bewerten dieses Risiko insgesamt als gering.

Technologische Risiken

Die Sicherstellung eines störungsfreien Sendebetriebs hat für die ProSiebenSat.1 Group hohe Priorität. Dies gilt auch für Systemausfälle und den Datenschutz. Angesichts umfassender Maßnahmen erachten wir die nachfolgend genauer beschriebenen technologischen Risiken unverändert als gering. Dementsprechend halten wir ihren Eintritt für unwahrscheinlich und ihre möglichen Auswirkungen auf die Umsatz- und Ergebnisentwicklung des Konzerns als gering.

Sendetechnik und Studiobetrieb. Eine Beeinträchtigung der Studio- und Sendetechnik kann finanzielle Folgen für unser Kerngeschäft TV haben: Werbekunden könnten aufgrund vorübergehender Ausfälle oder kurzfristiger Programmänderungen Garantie- und Kulanzansprüche stellen. Diesem Risiko begegnen wir mit einem umfassenden Sicherheitskonzept. So gewährleisten Back-up-Systeme auch in einem Störfall einen reibungslosen Ablauf. Die Redundanz-Systeme sind räumlich getrennt, mehrfach abgesichert und im Bedarfsfall fernsteuerbar. Die Basisinfrastruktur für die Stromversorgung am Standort Unterföhring wurde bereits 2014 vollständig modernisiert. Ständige Wartung und bedarfsgerechte Aufrüstung halten die Systeme stets auf dem neuesten Stand. Auch die Automatisierung technischer Prozesse trägt so zur Risikominimierung bei. Die ProSiebenSat.1 Group verfügt über einen digitalisierten Sendebetrieb und hat die Inhalte der TV-Sender und Online-Angebote auf eine gemeinsame Plattform transferiert. Mit dem digitalen Materialpool hat der Konzern nicht nur Standards in der Medienbranche gesetzt und die Abhängigkeit von manuellen Abläufen verringert. Das Unternehmen hat auf diese Weise auch Zeit-, Qualitäts- und Kostenvorteile genutzt.

IT-Risiken. Die wachsende Komplexität der Systemlandschaft stellt den Konzern vor vielfältige Herausforderungen: Ausfälle von Systemen, Applikationen oder von Netzwerken stellen ebenso potenzielle Risiken dar wie Verletzungen von Datenintegrität und -vertraulichkeit. Gleichzeitig erhöhen der sich ständig steigende Grad der Informationsverarbeitung und -vernetzung sowie sich weiterentwickelnde Technologien einerseits die Komplexität im Zusammenspiel mit People-Process-Technology; andererseits steigt die Anfälligkeit innerhalb der unternehmensweiten Informationsverarbeitung. Zielgerichtete Angriffe zeigen, dass politisch, wirtschaftlich oder auch ideologisch motivierte Gruppen eine größer werdende Herausforderung darstellen. Deshalb implementiert der Konzern ein Informationssicherheitssystem (ISMS), mit dem strukturiert und risikobasiert ein umfassender Schutz für die Informationswerte des Konzerns sichergestellt wird. Die Sicherheitsstandards werden regelmäßig von der Internen Revision auf ihre Wirksamkeit geprüft.

Zudem helfen Übungen zu Krisenszenarien, mögliche Schwächen zu simulieren und das IT-System weiter zu optimieren. Um Schäden zu vermeiden, verfügt der Konzern über mehrere räumlich voneinander getrennte Rechenzentren, deren Aufgaben bei Systemausfällen vom jeweils anderen Rechenzentrum übernommen werden können. Die ProSiebenSat.1 Group investiert überdies kontinuierlich in Hard- und Software, Firewall-Systeme, Virenscanner sowie Zugangs- und Zugriffskontrollen. Im Jahr 2015 hat der Konzern alle relevanten Business-Applikationen erneut umfangreichen Tests unterzogen, die einen guten Reifegrad bestätigten.

Darüber hinaus könnten unvorhersehbare Ereignisse wie z. B. Naturkatastrophen, Anschläge oder Unfälle die Produktionsabläufe beeinträchtigen. Klare Verantwortlichkeiten und Handlungsanweisungen sind gerade bei einem Notfall entscheidend. Aus diesem Grund hat die ProSiebenSat.1 Group Maßnahmen zur Bewältigung von Notfällen geplant und eine Krisenorganisation etabliert. Beispielsweise wurde zum Schutz von Live-Veranstaltungen ein Leitfaden zum Veranstaltungsschutz entworfen und umgesetzt. Teil dieser Sicherheitsvorkehrungen können auch Evakuierungen sein, wie dies etwa bei der Übertragung des Finales von „Germany’s Next Topmodel by Heidi Klum“ im Mai 2015 der Fall war.

Personalrisiken

Im Zuge der Digitalisierung und dem Ausbau der Ventures-Sparte steigt der Bedarf an Fach- und Führungskräften vor allem in den Wachstumsbereichen des Konzerns. Aus diesem Grund haben wir unser Rekrutierungsprogramm erweitert: Durch eine Standardisierung des Bewerbungsverfahrens, eine für mobile Endgeräte optimierte Karriereseite und zielgruppenspezifische Veranstaltungen konnte die Anzahl an passenden Bewerbern quantitativ und qualitativ gesteigert werden.

Der Wettbewerb um Talente ist in der Branche hoch; daher sind zielgruppenadäquate Bewerberansprache und enge Beziehungen zu Hochschulen entscheidend. Ein weiterer Schwerpunkt liegt in der Weiterbildung und bedarfsgerechten Kompetenzentwicklung unserer Mitarbeiter. Dazu zählt auch die gezielte Nachwuchssicherung im Rahmen unseres konzernweiten Talent-Managementsystem. Ziel ist es, die Nachfolgeplanung für Schlüsselpositionen frühzeitig umzusetzen und Know-how im Unternehmen zu binden. Parallel dazu baut der Konzern die Angebote der hauseigenen ProSiebenSat.1 Academy stetig aus und hat unternehmensspezifische Förderprogramme wie die Learning Expeditions entwickelt. Zudem binden Maßnahmen zur Work-Life-Balance und attraktive Vergütungsmodelle unsere Mitarbeiter langfristig und machen ProSiebenSat.1 zu einem bevorzugten Arbeitgeber. Dies spiegeln Personalkennzahlen wie die unverändert hohe Betriebszugehörigkeit wider; die Ergebnisse unserer Mitarbeiterbefragung sowie verschiedene externe Studien dokumentieren ebenso die Arbeitgeberattraktivität der ProSiebenSat.1 Group.

Vor diesem Hintergrund stufen wir die personalspezifischen Risiken unverändert als gering ein. Wir können Personalrisiken nicht vollständig ausschließen, erachten ihren Eintritt jedoch für unwahrscheinlich; ihre finanzielle Ausprägung wäre allenfalls moderat.

Investitionsrisiken

Die ProSiebenSat.1 Group verfolgt ein aktives Portfoliomanagement mit unterschiedlichen M&A-Ansätzen, dazu zählen Unternehmensakquisitionen über Mehrheits- oder Minderheitsbeteiligungen. Akquisitionen eröffnen uns Wachstums- und Effizienzmöglichkeiten und erleichtern den Zugang zu neuen Märkten. Gleichzeitig bergen Investitionen Risiken mit möglichen finanziellen Implikationen. Die Beteiligungen unterliegen daher einem kontinuierlichen Monitoringprozess; dabei wird auch ihre Werthaltigkeit analysiert. Neben der Rentabilität bergen gerade Mehrheitsbeteiligungen Risiken mit Blick auf die Integration der akquirierten Unternehmen. Wir betrachten den Eintritt von Risiken aus Mehrheitsbeteiligungen jedoch als unwahrscheinlich. Ihre potenzielle finanzielle Auswirkung wäre moderat, sodass wir dieses Risiko als insgesamt gering einstufen. Risiken aus der Investition über eine Minderheitsbeteiligung bewerten wir ebenfalls als unwahrscheinlich und in ihrer Bedeutung als gering. Sie könnten allenfalls moderate Auswirkungen haben. Dabei investieren wir vor allem bei Start-ups auch Medialeistung und erweitern auf diese Weise unser Portfolio auch ohne hohe Barmittel und mit begrenztem unternehmerischen Risiko.

Finanzwirtschaftliche Risiken

Die ProSiebenSat.1 Group nutzt verschiedene Finanzierungsinstrumente: Neben einem endfälligen Darlehen (Term Loan) steht dem Unternehmen eine revolvierende Kreditfazilität sowie eine festverzinsliche Anleihe zur Verfügung. Wir verfolgen eine proaktive Finanzierungspolitik und haben im Jahr 2015 die Laufzeit unseres Term Loan zu attraktiven Konditionen verlängert und angesichts der guten Geldmarktkonditionen zugleich das Volumen erhöht. Wir beendeten das Jahr mit einer Netto-Finanzverschuldung von 1,940 Mrd Euro; der Verschuldungsgrad lag mit 2,1 im Zielkorridor.

Im Rahmen unserer Geschäftstätigkeit und gerade aufgrund der beschriebenen Fremdfinanzierung ist der Konzern verschiedenen finanzwirtschaftlichen Risiken ausgesetzt. Der überwiegende Anteil der finanzwirtschaftlichen Risiken wird unverändert als gering eingestuft; lediglich das Zinsrisiko hat sich angesichts der Marktentwicklungen verändert. Die Einstufungen werden nachfolgend erläutert, einen Überblick gibt untenstehende Tabelle; weitere Informationen zu den Sicherungsinstrumenten, Bewertungen und Sensitivitätsanalysen sowie eine detaillierte Beschreibung des Risikomanagementsystems in Bezug auf Finanzinstrumente enthält der Konzernanhang.

Finanzwirtschaftliche Risiken

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Auswirkungs­grad

 

Eintritts­wahrschein­lichkeit

 

Risiko­bedeutung

 

Veränderung gegenüber dem Vorjahr

Zins- und Wechselkursschwankungen oder der Ausfall von Kreditgebern könnten die Finanzierungssituation bzw. Liquidität des Konzerns erheblich belasten. Wir begegnen diesen Risiken mit umfangreichen Maßnahmen und nutzen Derivate als Sicherungsinstrumente.

Finanzierungsrisiko

 

wesentlich

 

sehr unwahrscheinlich

 

gering

 

unverändert

Ausfallrisiken

 

erheblich

 

sehr unwahrscheinlich

 

gering

 

unverändert

Zinsrisiken

 

moderat

 

möglich

 

mittel

 

leicht gestiegen

Währungsrisiken

 

moderat

 

unwahrscheinlich

 

gering

 

unverändert

Liquiditätsrisiken

 

wesentlich

 

sehr unwahrscheinlich

 

gering

 

unverändert

Die Bewertung und Steuerung von finanzwirtschaftlichen Risiken wird zentral koordiniert. Verantwortlich hierfür ist Group Finance & Treasury: Der Konzernbereich beobachtet systematisch die Entwicklung an den Märkten, leitet daraus Chancen- und Verlustpotenziale ab und beurteilt regelmäßig die Risikosituation; die erforderlichen Maßnahmen werden in enger Zusammenarbeit mit dem Vorstand der ProSiebenSat.1 Media SE definiert. Der Bereich Finance & Treasury wird im Rahmen des Risikomanagements jährlich von der Internen Revision geprüft. Auch die letzte Prüfung hat zu einem positiven Ergebnis geführt und erneut die Effektivität des Systems bestätigt. Grundsätze, Aufgaben und Zuständigkeiten sind konzernweit festgelegt und über Richtlinien für alle Tochtergesellschaften der ProSiebenSat.1 Group verbindlich geregelt.

Finanzierungsrisiko

Die Optimierung der Kapitaleffizienz ist ein wichtiges Ziel unserer Finanzierungspolitik. Deshalb beobachtet der Konzern die Geld- und Kapitalmärkte kontinuierlich und bewertet Entwicklungen im Rahmen des Risikomanagements. Eine zweite Zielsetzung neben Kosteneffizienz besteht darin, den Zugang zu ausreichenden Finanzierungsmitteln jederzeit zu gewährleisten.

Die Verfügbarkeit der bestehenden Kreditmittel hängt insbesondere von der Einhaltung bestimmter vertraglicher Bestimmungen ab. Dazu gehören marktübliche Covenant-Vereinbarungen, die ebenfalls einer regelmäßigen und systematischen Prüfung unterliegen.

Covenant-Verstöße könnten wesentliche Auswirkungen auf unsere Finanzlage und die Ergebnisentwicklung haben. Wir erachten den Eintritt jedoch für sehr unwahrscheinlich und stufen das Finanzierungsrisiko insgesamt als gering ein. Die Bestimmungen wurden auch im Geschäftsjahr 2015 eingehalten; ein Verstoß ist auf Basis unserer derzeitigen Unternehmensplanung auch künftig nicht absehbar.

Ausfallrisiken

Ausfallrisiken könnten sich erheblich auf unsere Ergebnisentwicklung und die Finanzlage auswirken. Aufgrund der getroffenen Maßnahmen bewerten wir den Eintritt von Ausfallrisiken jedoch wie im Vorjahr als sehr unwahrscheinlich und das Risiko insgesamt als gering. Der Konzern schließt Finanz- und Treasury-Geschäfte ausschließlich mit Geschäftspartnern ab, die hohe Bonitätsanforderungen erfüllen. Das Profil der Kontrahenten wird in diesem Zusammenhang systematisch und kontinuierlich überwacht. Neben der Bonitätskontrolle begrenzt ProSiebenSat.1 die Eintrittswahrscheinlichkeit von Ausfallrisiken durch eine breite Streuung der Kontrahenten. Die Bedingungen für den Abschluss von Finanz- und Treasury-Geschäften sind konzernweit einheitlich in einer Richtlinie geregelt.

Risiken aus Ineffektivitäten, im Zusammenhang mit fallenden Zinsen, siehe Anhang, Ziffer 35 „Sonstige Erläuterungen nach IFRS zum Finanzrisikomanagement und zu den Finanzinstrumenten“.

Zinsrisiken

Zinsrisiken bewerten wir im Blick auf ihre Bedeutung als mittel, ihre Eintrittswahrscheinlichkeit für möglich. Diese im Vergleich zum Vorjahr gestiegene Bedeutung des Zinsrisikos resultiert aus dem aktuellen Negativzinsumfeld. Sollte dieses Risiko eintreten, könnte dies moderate Auswirkungen auf unsere Ergebnisentwicklung und die Finanzlage haben. Die ProSiebenSat.1 Group setzt Zinsswaps und Zinsoptionen ein, um ihre variabel verzinslichen Term Loan gegen marktbedingte Zinsanstiege zu sichern. Die Absicherungsquote der Zinssätze ist hoch; zum 31. Dezember 2015 waren 78 Prozent des gesamten langfristigen Finanzierungsportfolios über Zinsderivate gedeckt (Vorjahr: 95%). Zudem könnten sich — wenn auch in deutlich geringerem Umfang — negative Effekte aus Zinsentwicklungen bei Barinanspruchnahmen der revolvierenden Kreditfazilität ergeben. Zum 31. Dezember 2015 ebenso wie zum Vorjahresstichtag war der RCF allerdings ungenutzt.

Zinsswaps und Devisentermingeschäfte werden im Rahmen des Hedge Accountings als Cashflow Hedges bilanziert, nähere Informationen befinden sich im Anhang, Ziffer 35 „Sonstige Erläuterungen nach IFRS 7 zum Finanzrisikomanagement und zu den Finanzinstrumenten“. Derivative Finanzinstrumente setzt die ProSiebenSat.1 Group nicht zu Handelszwecken ein; sie dienen ausschließlich der Absicherung bestehender Risikopositionen.

Währungsrisiken

Währungsrisiken stufen wir als gering ein. Risiken aus Währungsschwankungen können entstehen, wenn Umsatzerlöse in einer anderen Währung anfallen als die damit zusammenhängenden Kosten bzw. Investitionen (Transaktionsrisiko). Dies trifft bei ProSiebenSat.1 vor allem auf den Lizenzeinkauf zu: Das Unternehmen schließt die meisten Lizenzverträge mit Produktionsstudios in den USA ab und erfüllt die finanziellen Verpflichtungen hieraus in der Regel in US-Dollar. Der Konzern steuert dieses Risiko durch den Einsatz derivativer Finanzinstrumente, insbesondere Devisentermingeschäfte. Zum 31. Dezember 2015 lag die Absicherungsquote bezogen auf einen Zeitraum von sieben Jahren bei 74,8 Prozent. Aufgrund der hohen Absicherungsquote schätzen wir Auswirkungen als moderat ein. Zugleich erachten wir den Eintritt dieses Risikos für unwahrscheinlich.

Liquiditätsrisiken

Der Mangel an freien Mitteln und damit die Fähigkeit, Verbindlichkeiten jederzeit adäquat zu bedienen, könnte wesentliche finanzielle Folgen haben. Die Liquidität wird daher zentral auf Basis eines Cash-Management-Systems gesteuert: Als Indikator zur Risikofrüherkennung dient der zu erwartende freie Liquiditätsspielraum. Dieser wird durch die Gegenüberstellung von tatsächlich verfügbaren Mitteln mit Planwerten ermittelt und unter Berücksichtigung saisonaler Einflussfaktoren bewertet.

Zum Jahresende verfügte der Konzern über flüssige Mittel von 734,4 Mio Euro (Vorjahr: 470,6 Mio Euro); daneben gewährleistet eine revolvierende Kreditlinie in Höhe von 600 Mio Euro ausreichend Liquidität. Es ist somit sehr unwahrscheinlich, dass sich Risiken aus Liquiditäts-Engpässen ergeben. Wir stufen diese Kategorie weiterhin als geringes Risiko ein.

Angaben zum internen Kontroll- und Risikomanagementsystem im Hinblick auf den (Konzern-) Rechnungslegungsprozess (§ 289 Abs. 5 HGB bzw. § 315 Abs. 2 Nr. 5 HGB) mit Erläuterungen

 

Das interne Kontroll- und Risikomanagementsystem im Hinblick auf den (Konzern-) Rechnungslegungsprozess soll sicherstellen, dass Geschäftsvorfälle im Konzernabschluss der ProSiebenSat.1 Media SE (aufgestellt nach den International Financial Reporting Standards, IFRS) bilanziell richtig abgebildet und die Vermögenswerte und Schulden damit hinsichtlich Ansatz, Bewertung und Ausweis zutreffend erfasst sind. Die konzernweite Einhaltung gesetzlicher und unternehmensinterner Vorschriften ist Voraussetzung hierfür. Umfang und Ausrichtung der implementierten Systeme wurden vom Vorstand anhand der für den ProSiebenSat.1-Konzern spezifischen Anforderungen ausgestaltet. Diese werden regelmäßig überprüft und gegebenenfalls aktualisiert. Trotz angemessener und funktionsfähiger Systeme kann eine absolute Sicherheit zur vollständigen Identifizierung und Steuerung der Risiken nicht gewährleistet werden. Die unternehmensspezifischen Grundsätze und Verfahren zur Sicherung der Wirksamkeit und Ordnungsmäßigkeit der (Konzern-) Rechnungslegung werden im Folgenden erläutert.

Ziele des Risikomanagementsystems in Bezug auf Rechnungslegungsprozesse

 

Der Vorstand der ProSiebenSat.1 Media SE versteht das interne Kontrollsystem im Hinblick auf den Rechnungslegungsprozess als Teilbereich des konzernweiten Risikomanagementsystems. Durch die Implementierung von Kontrollen soll hinreichende Sicherheit erlangt werden, dass trotz der identifizierten Bilanzierungs-, Bewertungs- und Ausweisrisiken ein regelungskonformer (Konzern-)Abschluss erstellt wird. Die wesentlichen Ziele eines Risikomanagementsystems in Bezug auf die (Konzern-) Rechnungslegungsprozesse sind:

 

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Identifizierung von Risiken, die das Ziel der Regelungskonformität des (Konzern-)Abschlusses und des (Konzern-) Lageberichts gefährden könnten.

 

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Begrenzung bereits erkannter Risiken durch Identifikation und Umsetzung angemessener Maßnahmen.

 

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Überprüfung erkannter Risiken hinsichtlich eines möglichen Einflusses auf den (Konzern-) Abschluss und die entsprechende Berücksichtigung dieser Risiken.

Des Weiteren haben wir im vergangenen Jahr unsere Prozessbeschreibungen sowie unsere Risikokontrollmatrizen aktualisiert. Dabei standen die Vereinheitlichung der Beschreibungen und das Etablieren wirksamer Kontrollmechanismen im Vordergrund. Diese Update-Vorgänge sowie regelmäßige Tests auf Basis von Stichproben waren Teil des Projekts PRIME und sind seitdem integraler Bestandteil des internen Kontroll- und Risikomanagementsystems im Hinblick auf den (Konzern-) Rechnungslegungsprozess. Basierend auf den Testergebnissen erfolgt eine Einschätzung, ob die Kontrollen angemessen ausgestaltet und wirksam sind. Erkannte Kontrollschwächen werden unter Beachtung ihrer potenziellen Auswirkungen behoben.

Aufbauorganisation

 

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Die wesentlichen in den Konzernabschluss einbezogenen Abschlüsse der Einzelgesellschaften werden unter Zuhilfenahme von Standardsoftware erstellt.

 

 

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Die Konsolidierung der Einzelabschlüsse zum Konzernabschluss erfolgt mithilfe einer modernen, hocheffizienten Standardsoftware.

 

 

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Die Abschlüsse der wesentlichen Einzelgesellschaften werden sowohl nach lokalen Rechnungslegungsvorschriften als auch nach dem auf IFRS basierten Bilanzierungshandbuch aufgestellt, das allen in den Rechnungslegungsprozess eingebundenen Mitarbeitern über das konzernweite Intranet verfügbar gemacht wird. Die in den Konzernabschluss einbezogenen Einzelgesellschaften übermitteln ihre Abschlüsse in einem vorgegebenen Format an das Konzernrechnungswesen.

 

 

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Die eingesetzten Finanzsysteme sind durch entsprechende Zugangs- und Zugriffskontrollen (Berechtigungskonzepte) geschützt.

 

 

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Es existiert für den gesamten Konzern ein einheitlicher Positionsplan, nach dem die betreffenden Geschäftsvorfälle zu buchen sind.

 

 

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Die Ermittlung bestimmter rechnungslegungsrelevanter Sachverhalte (z. B. Gutachten zur Pensionsrückstellung) wird unter Mitwirkung externer Experten vorgenommen.

 

 

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Die wesentlichen Funktionen im Rechnungslegungsprozess — Accounting & Taxes, Controlling sowie Finance & Treasury — sind klar getrennt. Die Verantwortungsbereiche sind eindeutig zugeordnet.

 

 

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Die am Rechnungslegungsprozess beteiligten Abteilungen und Bereiche werden in quantitativer und qualitativer Hinsicht angemessen ausgestattet. Es finden regelmäßig fachliche Schulungen statt, um eine Abschlusserstellung auf verlässlichem Niveau zu gewährleisten.

 

 

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Ein angemessenes Richtlinienwesen (z. B. Bilanzierungshandbuch, Verrechnungspreisrichtlinie, Einkaufsrichtlinie, Reisekostenrichtlinie etc.) ist eingerichtet und wird bei Bedarf aktualisiert.

 

 

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Die Wirksamkeit des internen Kontrollsystems in Bezug auf die rechnungslegungsrelevanten Prozesse wird (in Stichproben) durch den prozessunabhängigen Bereich Internal Audit überprüft.

Ablauforganisation

 

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Für die Planung, Überwachung und Optimierung des Prozesses zur Erstellung des Konzernabschlusses existiert ein benutzerfreundliches, webbasiertes Tool, das einen detaillierten Abschlusskalender sowie alle wichtigen Aktivitäten, Meilensteine und Verantwortlichkeiten beinhaltet. Allen Aktivitäten und Meilensteinen sind konkrete Zeitvorgaben zugeordnet. Die Einhaltung der Berichtspflichten und -fristen wird zentral durch das Konzernrechnungswesen überwacht.

 

 

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Bei allen rechnungslegungsbezogenen Prozessen werden Kontrollen wie Funktionstrennung, Vier-Augen-Prinzip, Genehmigungs- und Freigabeverfahren sowie Plausibilisierungen vorgenommen.

 

 

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Es besteht eine klare Zuordnung der Aufgaben bei der Erstellung des Konzernabschlusses (z. B. Abstimmung konzerninterner Salden, Kapitalkonsolidierung, Überwachung der Berichtsfristen und Berichtsqualität in Bezug auf die Daten der einbezogenen Unternehmen etc.). Für spezielle fachliche Fragestellungen und komplexe Bilanzierungssachverhalte fungiert das Konzernrechnungswesen als zentraler Ansprechpartner.

 

 

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Alle wesentlichen in den Konzernabschluss einbezogenen Informationen werden umfangreichen systemtechnischen Validierungen unterzogen, um die Vollständigkeit und Verlässlichkeit der Daten zu gewährleisten.

 

 

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Risiken, die sich auf den (Konzern-) Rechnungslegungsprozess beziehen, werden kontinuierlich im Rahmen des im Risikobericht beschriebenen Risikomanagementprozesses erfasst und überwacht.

Compliance-Risiken

Allgemeine Compliance

Ziel von Compliance ist die Gewährleistung einer jederzeit und in jeder Hinsicht einwandfreien Geschäftsführung. Mögliche Verletzungen von gesetzlichen Vorschriften und Meldepflichten, Verstöße gegen den Deutschen Corporate Governance Kodex oder mangelnde Transparenz der Unternehmensführung können die Regelkonformität gefährden. Aus diesem Grund hat die ProSiebenSat.1 Group einen konzernweit gültigen Code of Compliance etabliert, der den Mitarbeitern konkrete Verhaltensregeln für verschiedene berufliche Situationen gibt. Eine effektive zusätzliche Maßnahme zur Vorbeugung gegen mögliche Compliance-Verstöße sind individuelle Mitarbeiterschulungen zu speziellen Themen wie kartellrechtliche Fragen oder dem richtigen Umgang mit Insider-Informationen. Darüber hinaus werden die Mitarbeiter systematisch zu den Themengebieten Datenschutz, Kartellrecht und Bestechung geschult.

Zur Prävention möglicher Verstöße hat die ProSiebenSat.1 Group ein Compliance Board implementiert, das sich aus Rechtsexperten, Mitarbeitern der Internen Revision und operativen Bereichen zusammensetzt. Das Compliance Board hat die Aufgabe, denkbare widerrechtliche Handlungen frühzeitig zu erkennen und entsprechende Gegenmaßnahmen einzuleiten. Eine weitere Aufgabe des Compliance Board besteht darin, Sicherheitsvorkehrungen gegen mögliche externe Bedrohungen wie Sabotageakte zu treffen. Das Thema Betriebsschutz hat gerade für einen TV-Konzern mit einer hohen Öffentlichkeitswirksamkeit eine große Bedeutung. Die ProSiebenSat.1 Group hat daher verschiedene Maßnahmen ergriffen, um eine umfassende Sicherung der Betriebseinrichtungen zu realisieren. Dazu zählen eine moderne Zutrittskontrolltechnik und qualifiziertes Sicherheitspersonal.

Die Arbeit des Compliance Board steuert der Group Risk and Compliance Officer des Konzerns. Seine Aufgabe ist es auch, sich über rechtliche Entwicklungen und mögliche internationale Gesetzesänderungen zu informieren, um geeignete Maßnahmen frühzeitig anzustoßen. Zur Stärkung der Compliance-Organisation wurden ergänzende dezentrale Strukturen implementiert. Der regelmäßige Erfahrungsaustausch und die gegenseitige Information über aktuelle Entwicklungen in den verschiedenen Unternehmensbereichen haben das Risikoniveau reduziert. Die Prozesse wurden von einem unabhängigen Berater analysiert. Das Ergebnis dieser Risikobewertung belegt, dass die existierenden Compliance-Prozesse effektiv sind. In Bezug auf die Umsetzung des geltenden Kartellrechts wurde ProSiebenSat.1 als „best in class“ beurteilt.

Angesichts unserer effektiven Compliance-Strukturen halten wir den Eintritt dieses Risikos für unwahrscheinlich, können jedoch moderate negative Auswirkungen auf die Ergebnisentwicklung des Konzerns nicht vollständig ausschließen. Das Risiko aus allgemeiner Compliance stufen wir für den Konzern entsprechend als gering ein. Damit ist diese Risikokategorie unverändert gegenüber dem Vorjahr.

Sonstige rechtliche Risiken

Regulatorische Risiken. Etwaige unvorhergesehene Veränderungen der regulatorischen oder rechtlichen Rahmenbedingungen können Auswirkungen auf einzelne Geschäftsaktivitäten haben. Die ProSiebenSat.1 Group ist dabei insbesondere verschiedenen Risiken im Zusammenhang mit verschärften Bestimmungen zu Werbung, Werbeformen, Sendelizenzen oder Gewinnspielen ausgesetzt. Das Unternehmen verfolgt alle relevanten Entwicklungen aktiv und steht mit den zuständigen Regulierungsbehörden in ständigem Kontakt, um eine bestmögliche Berücksichtigung seiner Interessen zu gewährleisten. Den Eintritt von Risiken aus dem regulatorischen oder rechtlichen Umfeld erachten wir vor diesem Hintergrund für unwahrscheinlich und bewerten dieses Risiko insgesamt als gering. Sollte dieses Risiko dennoch eintreten, können wir moderate negative Auswirkungen auf unsere Ergebnisentwicklung und insbesondere die Ertragslage im Segment Broadcasting German-speaking nicht vollständig ausschließen.

Änderungen von steuerlichen Risiken im Jahr 2015. Im Geschäftsjahr 2015 hat die ProSiebenSat.1 Group eine Neueinschätzung steuerlicher Risiken im Zusammenhang mit aktienbasierten Vergütungsmodellen, die durch die Ausgabe von Aktien erfüllt werden, sowie im Zusammenhang mit offenen Veranlagungszeiträumen vergangener Steuerjahre vorgenommen, die zu einer Erhöhung des Steueraufwands im Geschäftsjahr führten. Das Risiko aus anderen ermessensbehafteten steuerlichen Sachverhalten wird von uns hinsichtlich der Bedeutung als gering bei einer möglichen Eintrittswahrscheinlichkeit und potenziell geringen Auswirkung eingestuft.

Neben diesen regulatorischen und steuerlichen Risiken können Rechtsstreitigkeiten unserem Geschäft, unserer Reputation oder unseren Marken Schaden zufügen und Kosten verursachen. Darunter fallen beispielsweise Garantieansprüche, Unterlassungsansprüche oder Schadensersatzklagen. Zudem können sich finanzielle Implikationen aus einer veränderten Rechtsauffassung bzw. ihrer Auslegung ergeben. Die einzelnen Risiken sind nachfolgend kategorisiert; weitergehende Informationen enthält Ziffer 33 „Eventualverbindlichkeiten“ des Anhangs zum Konzernabschluss.

Compliance-Risiken

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Auswirkungs­grad

 

Eintritts­wahrschein­lichkeit

 

Risiko­bedeutung

 

Veränderung gegenüber dem Vorjahr

Die potenziellen finanziellen Folgen einzelner rechtlicher bzw. medienpolitischer Änderungen bzw. gesetzlicher Verstöße stufen wir aufgrund der teilweise großen Unterschiede der Compliance-Risiken unterschiedlich hoch ein. Wir begrenzen diese Risiken einerseits durch eine enge Zusammenarbeit mit Rechtsexperten. Andererseits fördern konzernweite Compliance-Strukturen und gezielte Schulungen von Mitarbeitern konformes Handeln.

Allgemeine Compliance

 

moderat

 

unwahrscheinlich

 

gering

 

unverändert

SONSTIGE RECHTLICHE RISIKEN

 

 

 

 

 

 

 

 

Regulatorische Risiken

 

moderat

 

unwahrscheinlich

 

gering

 

unverändert

Auskunfts- und Schadensersatzklagen der RTL 2 Fernsehen GmbH & Co. KG und El Cartel Media GmbH & Co. KG

 

moderat

 

möglich

 

mittel

 

unverändert

§ 32a UrhG („Bestseller“, Non Fiction)

 

kann nicht bewertet werden

 

möglich

 

mittel

 

unverändert

Steuerliche Risiken im Zusammenhang mit der Veräußerung von Tochterunternehmen in Schweden:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

gegenüber schwedischen Steuerbehörden

 

wesentlich

 

möglich

 

hoch

 

unverändert

 

gegenüber niederländischen Steuerbehörden

 

wesentlich

 

unwahrscheinlich

 

mittel

 

unverändert

Garantieansprüche aus dem Verkauf der belgischen TV-Aktivitäten

 

wesentlich

 

sehr unwahrscheinlich

 

gering

 

unverändert

Änderungen von steuerlichen Risiken in 2015

 

gering

 

möglich

 

gering

 

neu

Sonstige Risiken

Risiken im Zusammenhang mit den veräußerten osteuropäischen Aktivitäten

Aus dem Verkauf der ungarischen und rumänischen Aktivitäten bestanden im Geschäftsjahr 2015 gegenüber den Käufern der veräußerten Einheiten noch Forderungen; diese resultierten aus einem Kaufpreis- und einem Betriebsmittelkredit (Ungarn) sowie einer aufgeschobenen Kaufpreiskomponente (Rumänien). Zusätzlich hat die ProSiebenSat.1 Group 2015 eine Brückenfinanzierung für die ungarischen Aktivitäten gewährt. Die Kredite und die Kaufpreisforderung unterlagen unterjährig Wertminderungsrisiken für den Fall, dass die Geschäftsaktivitäten nicht in ausreichendem Maße liquide Mittel erwirtschaften. Ebenso hatte der Konzern Garantien für Lizenzvereinbarungen zwischen den ungarischen und rumänischen Fernsehsendern und Universal Studios, CBS und Programs for Media in Höhe von insgesamt ca. 32,5 Mio Euro abgegeben. Die Darlehen, die Kaufpreisforderung sowie die Lizenzgarantien gegen den Erwerber der ungarischen Aktivitäten wurden im Rahmen einer Weiterveräußerung der Anteile abgelöst. Die wirtschaftliche Wirkung erfolgte dabei noch innerhalb des abgelaufenen Geschäftsjahres 2015. Die Kaufpreisforderung aus dem Verkauf des rumänischen TV-Senders Prima TV in Höhe von 3,8 Mio Euro wurde 2015 vollständig wertberichtigt. Die ProSiebenSat.1 Group wurde gegen eine Abschlagszahlung aus den Lizenzgarantien entlassen. Das Risiko ist somit bezogen auf beide Transaktionen nicht mehr vorhanden.